Der Hof
und seine Geschichte

vor langer Zeit ...

Der Breitenauer Hof blickt auf eine mehrhundertjährige Geschichte zurück. Ursprünglich gehörte das Anwesen wohl dem Johanniterorden. Im Jahr 1428 kaufte es die Familie der Grafen von Löwenstein für 987 Gulden. Viele Menschen lebten und arbeiteten hier. Das Hofbild wurde immer wieder neu von den jeweiligen Bewohnern verändert und gestaltet. Aber ebenso wirkte sich die abgeschiedene Lage, die Ruhe und Idylle des Hofes auch auf das Leben der Menschen aus.

In den Jahren 1834-52, als Friedrich Hörger Pächter des Breitenauer Hofes war, bot dieser nur eine Meierei- und Schäfereiwohnung sowie eine lange Scheune mit Stallungen.

Christian Hildt, Pächter von 1852-63, legte im Jahr 1857 die ersten Weinberge auf dem Breitenauer Hof an. Zu dieser Zeit muss es auf dem Breitenauer Hof auch sehr viele Obstbäume gegeben haben. Charlotte Hofmann-Hege, Enkelin von Christian Hege, weiß aus Erzählungen, dass sich im Frühjahr 1886 der Hof im ersten zaghaften Blütenschmuck von über tausend Obstbäumen zeigte.

der Hof zeigte sich im ersten zaghaften Blütenschmuck von über tausend Obstbäumen
Christian Hege, Pächter von 1866-1910, berichtete im Jahr 1896, nachdem er den Hof bereits seit 30 Jahren bewirtschaftete: „Der Existenzkampf für uns Landwirte beginnt hart zu werden. Zurzeit macht uns die neu aufgetretene Rebenkrankheit, die Peronospera, in unseren Weinbergen sehr zu schaffen. Wir haben sie noch nicht im Griff.“
Der Existenzkampf für uns Landwirte beginnt hart zu werden
Diesen Existenzkampf gab sein Sohn Hans Hege wenige Jahre später auf. In einem Rückblick schreibt er: „Wenn ich allein bin, wandern meine Gedanken zurück zum schwersten Geburtstag meines Lebens, dem 2. Februar 1914, als ich den Fürsten zu Löwenstein darum bitten musste, den Hof an Familie X abgeben zu dürfen.“ Der Breitenauer Hof wurde danach von Heinrich Fellmann und seinen Söhnen bewirtschaftet. Der Weinbau wurde aufgegeben, Ackerbau und Viehzucht weiter vorangetrieben.
Der Sohn Gerhard Fellmann war Pächter von 1923-58. In dieser Zeit bot der Hof der Pächterfamilie trotz Inflation, Weltwirtschaftskrise, Zweitem Weltkrieg und der Knappheit der Nachkriegsjahre eine einigermaßen sichere Lebensgrundlage. Zudem hatte er eine große Bedeutung für die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und als Arbeitgeber für zahlreiche „Mägde“ und „Knechte“.
Hans Jörg Fellmann war Pächter von 1958-95. In diese Zeit fällt die Mechanisierung der Landwirtschaft, die auch vor dem Breitenauer Hof nicht Halt machte. Den Maschinen- und Fuhrpark vergrößerte Hans Jörg Fellmann beträchtlich. Auch legte er im Jahre 1980 wieder Weinberge am Breitenauer Hof an. Der Denkmalschutz sorgte dafür, dass das Hofensemble in den letzten Jahrzehnten weitgehend intakt geblieben ist. Außerdem verblieben auf dem Breitenauer Hof einige Wirtschaftsbereiche, die dem Gebot der wirtschaftlichen Effizienzsteigerung entgehen konnten, beispielsweise die Haltung von allerlei „Kleinvieh“. Ebenfalls nicht nur wirtschaftlichen Zwecken dient der wunderschöne, große Bauerngarten am Hofeingang. Hier konnten Hans Jörg Fellmann und seine Frau Elisabeth ihren Ruhestand richtig genießen: „Das ist eine schöne, ruhige Oase.“
Das ist eine schöne, ruhige Oase
Hannes und Margit Fellmann sind in 4. Generation seit 1995 Pächter des Hofes und setzen die Schwerpunkte neu. Schweine- und Pferdehaltung werden aufgegeben und Mutterkuhhaltung und Weinbau forciert. Auch weiterhin werden junge Menschen im Beruf Landwirt ausgebildet. Mit dem ersten Hoffest in 2010 wird der Hof öffentlich zugänglich gemacht. Zwei Jahre später wird ein kleiner Hofladen eröffnet, in dem eigene und regionale Produkte vermarktet werden. Gerne führt Margit Fellmann Kindergartengruppen und Schulklassen über den Hof und zeigt Tiere und Äcker. Die Modernisierung macht auch vor dem Breitenauer Hof nicht halt und so verschwindet manche Tradition. Die Selbstversorgung liegt aber Hannes und Margit Fellmann weiterhin am Herzen.
Seit 2022 ist mit Joachim Fellmann die nächste Generation auf dem Hof mit tätig. Auf seinen Wunsch hin wurde bereits in 2020 mit der Umstellung der Viehhaltung und des Ackerbaus auf ökologische Landwirtschaft begonnen. Seit November 2022 dürfen wir das Bio-Siegel tragen.